Kritiken zur "Kaktusblüte"

Stuttgarter Zeitung  11.02.2011  von Gerlinde Wicke-Naber

 

Jürgen Siehr hat wenig an der Originalfassung geändert. (...) 



Sehr überzeugend mimte Tristan Materna den übellaunigen Lügenbold Julien, der dem Publikum mit zunehmender Dauer des Abends immer unsympathischer wird. Seine Helferin Stephanie (Katrin von Hochmeister) verwandelt sich von der anfangs spröden Zicke im Laufe des Abends in eine lebenslustige anziehende Frau. Witzig sind ihre Kabbeleien mit dem herrlich proletigen Schrotthändler Norbert (Axel Finkelnburg), der als ihr angeblicher Liebhaber herhalten muss, obwohl sich die beiden nicht ausstehen können. Erfrischend jugendlich kommt die Geliebte Antonia (Miya Schweikart) daher. Nur kurze, dafür sehr einprägsame Auftritte hat Uschi Trägner als Nervensäge Madame Durand-Benechol, eine Patientin des Zahnarztes.

Es ist ein vergnüglicher Abend, der natürlich ein Happy End hat.

 

 

Kreiszeitung, 14. 02. 2011 von Anna Deylitz

 

SINDELFINGEN. Alles, was es zur gelungenen Aufführung einer Komödie braucht, bietet die Aufführung der "Kaktusblüte" der Gruppe Theater Szene 03 im Theaterkeller zu Sindelfingen im Überfluss. (…)

Heiter-unschuldig und außerordentlich charmant gibt in der Rolle der Antonia Mija Schweickart ihr gelungenes Debüt, während Tristan Materna gekonnt die zunehmenden Verstrickungen in seinem selbst konstruierten Lügengewebe zu meistern versucht. Alles könnte nämlich so gut laufen, würde Julien die Sache nicht überdrehen und einen fest zugesagten Termin absagen, Antonia in einem kleinen Anfall von Verzweiflung den Gashahn aufdrehen und einen Abschiedsbrief schreiben und der nette junge Wohnungsnachbar (sehr schön herausgespielt: Volker Bönisch) als Retter auftreten. (…)

Katrin von Hochmeister spielt die wirklich schwierige Rolle (der angeblichen Ehefrau) mit Überzeugung und großer Glaubwürdigkeit. Dann gibt es noch den reichlich polternden Freund und Patienten Norbert, gespielt von Axel Finkelnburg, der in die Verwicklungen eingespannt werden muss, und die völlig überdrehte Patientin (hübsch: Uschi Trägner), die zeigen muss, welch gute Klientel Julien hat. Mehr sei hier nicht verraten.

Die Ensemble-Leistung stimmt und der Schlussapplaus zeigt, dass die Gesamtleistung sehr gut angekommen ist. Das Bühnenbild ist pfiffig-schlicht und die Verwandlung von Antonias Wohnung in die Praxis geht reibungslos und bei offener Bühne vonstatten. Ein reizendes Stück, ein kongeniales Ensemble, geschliffene Dialoge, kurz, eine wahre Freude. Hingehen!

  



Maximum an Charme und Komik

Sindelfinger Zeitung, Matthias Staber

 

Eine Katrin von Hochmeister in
Höchstform und in pfiffiger Interakti-
on mit dem ebenso witzig-agierenden
restlichen Ensemble zeigt das neue
Stück der Amateurbühne Theater Sze-
ne 03 im Sindelfinger Theaterkeller:

Jürgen Siehrs Inszenierung" Die Kak-
tusblüte" von Pierre Barillet und Jean-
Pierre Gredy.

 

Heimlich verliebt in ihren Chef (Tristan
Materna), lässt sich Zahnarzthelferin Ste-
phanie (Katrin von Hochmeister) dazu breit-
schlagen, dessen Ehefrau zu mimen. 

 

Es folgt klassischer Komödienstoff. Das
immer weiter gesponnene Lügengestrick
schnürt sich zielsicher um den Hals des von
Materna herrlich machohart auf die Bühne
gebrachten Zahnarztes, dem das Publikum
umso vergnügter beim Zappeln zusieht.



Das Zentrum der Inszenierung bildet die
Figur Stephanie. Von deren Interaktion mit
den restlichen Charakteren hängt Herz,
Hirn und Witz des gesamten Stücks ab. Hier
hat Jürgen Siehr eine Darstellerin am Start,
die aus jeder Szene das Maximum an
Charme und Komik herauskitzelt, locker
und ohne Übertreibungen.

Im Umgang mit dem Zahnarzt gibt Ka-
trin von Hochmeister die beflissene Büro-
kraft, die ihre Verknalltheit durch eine
Überdosis mütterliches Getue überspielt.
Wenn sie auf den Prolo Norbert (Axel Fin-
kelnburg) trifft, verwandelt sie sich in die
spröde Zicke mit Hang zum Dauersarkas-
mus. Im Zusammenspiel mit der Liebschaft
des Chefs entdeckt der Zuschauer in den be-
wegendsten Momenten des Stücks die ver-
letzte und einsame Seite von Stephanie.

Eine spritzige Komödie, in der die Dar-
steller (außerdem Volker Bönisch und Uschi
Trägner) konzentriert einander zuarbeiten
und keine Längen zulassen.